Für die lange Weile.

“Nein, nicht doch!”, rufen Sie jetzt entsetzt aus. ”Unser Welpe soll sich nicht langweilen müssen!” Müssen? Dürfen!
Hey, du kleiner Kerl, du darfst einfach mal nichts tun. Du musst nicht zum Klavierunterricht, Ballett fällt diese Woche aus, bei Aikido für kleine Wesen ist die Lehrerin erkrankt und die dritte Fremdsprache im Vorschulalter vergessen wir einfach mal. Du darfst Dich langweilen! Was für ein schöner Tag! Du darfst der dicken Hummel zusehen, wie sie von Blüte zu Blüte brummt, du darst angesichts des leckeren Grilldufts von nebenan in unanständige Träumereien verfallen, du darfst dich wälzen, du darfst dösen, du darfst gedankenverloren einem Flugzeug nachblicken, das im Blau des Himmels eine schmale weiße Spur hinterlässt. Du darfst darüber nachdenken, warum das so ist – du darfst es aber auch lassen.
Heute ist ein schöner Tag. Keiner treibt Dich an, niemand möchte, dass du besonders hoch springst, besonders eifrig suchst, besonders schnell im Slalom läufst. Heute ist ein schöner Tag, heute darfst du einfach Hund sein. …
Lassen Sie ihn Hund sein und gönnen Sie ihm etwas lange Weile. Und wenn Sie ihn dann beobachten, wie er scheinbar ohne vorher festgelegten Plan ziellos von einer Ecke des Gartens in die andere trödelt oder einfach nur faul im Gras liegt – legen Sie sich zu ihm, schließen Sie die Augen, spüren Sie sein warmes, weiches Fell. Wenn Sie jetzt wirklich und allen Ernstes immer noch daran denken, dass Sie eigentlich noch dieses und jenes mit ihm machen müssen – dann, mit Verlaub, ist vielleicht ein Hund nicht das richtige Tier für Sie.“

Zitiert aus “Hoffnung auf Freundschaft” von Michael Grewe und Inez Meyer


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